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30.04.2022
Der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine – Kriegsschäden, Kriegsverbrechen, Kriegswirtschaft, Kriegsfolgen

Die Wirtschaftsprofessoren Axel Sell und Karl Wohlmuth haben unmittelbar nach dem Beginn des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine am 24. 2. 2022 einen Blog zu den Kooperationen des IWIM im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft mit ukrainischen Universitäten verfasst (vgl. die PDF: Ukraine – Kooperationen). Jeden Tag gibt es neue Horrorzahlen zu den Kriegsschäden – viele Tote (Zivilisten und Soldaten, auch viele Kinder), viele Verwundete, hohe materielle Schäden an der zivilen Infrastruktur (Straßen und Brücken, Wohnhäuser, Fabriken für zivile Produkte, und Lager für Getreidevorräte). Die Zerstörung von Kirchen, Schulen, Krankenhäusern, Behindertenheimen, Altenheimen und Pflegeeinrichtungen, Kindertagesstätten und Freizeitheimen, und von Theatergebäuden und Museen findet in großem Umfang statt. Auch Attacken auf Atomkraftwerke wurden in der Ukraine durchgeführt. Die Verwendung von Vakuumbomben, Phosphorbomben und von Bomben mit Streumunition durch den Aggressor wird als Kriegsverbrechen angesehen, da die Zivilbevölkerung unmittelbar betroffen ist.

Nach Schätzungen internationaler und nationaler Stellen sowie der EU wurden bisher (bis Ende März 2022) materielle Schäden im Umfang von etwa 600 Mrd. Euro in der Ukraine angerichtet (vgl. den Link: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ukraine-rechnet-mit-grossen-kriegsschaeden-fuer-die-heimische-wirtschaft-17880906.html). Die hohen Schäden haben auch mit der Bombardierung von Städten mit hoher wirtschaftlichen Bedeutung für die Ukraine wie Kiew, Charkiw und Mariupol zu tun. Die Kriegsschäden werden international dokumentiert, um später Reparationszahlungen und Wiedergutmachungsleistungen einzufordern. So wird vorgeschlagen, die russischen Auslandsguthaben für Reparationen zu nutzen (vgl. den Link: https://www.welt.de/debatte/article237597311/Moskaus-Auslandsguthaben-sollten-Reparationen-fuer-die-Ukraine-werden.html). Auch die Vermögen von Oligarchen sollen dafür herangezogen werden. Die ukrainische Regierung hat solche Forderungen schon gestellt, und Voten bzw. Entscheidungen des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag stützen diese Forderungen.

Die Vereinten Nationen haben in der Resolution der Generalversammlung vom 1. März 2022 (vgl.: UN General Assembly Ukraine) die Aggression von Russland gegen die Ukraine mit überwältigender Mehrheit verurteilt. Eine zweite Resolution Humanitarian consequences of the aggression against Ukraine wurde ebenfalls mit überwältigender Mehrheit angenommen (vgl. den Link: https://news.un.org/en/story/2022/03/1114632). Von verschiedenen Seiten (Internationaler Gerichtshof, UN-Menschenrechtsrat, Europarat, Amnesty International, Ukrainische Regierung, EU, USA) werden die Kriegsverbrechen des Aggressors dokumentiert, um später Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit juristisch zu ahnden.

Die Kriegsfolgen werden für die ganze Welt überaus gravierend sein, wenn - wie der IWF feststellt - der Krieg die weltweite wirtschaftliche und geopolitische Ordnung grundlegend verändert, wenn sich der Energiehandel verschiebt, wenn sich Lieferketten verändern, wenn Zahlungsnetzwerke zerfallen und wenn Länder neu über ihre Währungsreserven nachdenken werden (vgl. den Link: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ukraine-rechnet-mit-grossen-kriegsschaeden-fuer-die-heimische-wirtschaft-17880906.html). Dazu kommen aber auch die enormen Kosten für die Ausweitung und die Umstrukturierung des globalen Rüstungssektors sowie die Folgen der Einführung einer Kriegswirtschaft in Russland und in der Ukraine. Durch die Kriegswirtschaft wird produktives Kapital zerstört und Sach- und Humankapital werden von produktiven Sektoren abgelenkt; die Außenwirtschaft wird massiv beeinträchtigt.

Auch die Folgen für Afrika und andere Entwicklungsländer werden überaus dramatisch sein, denn die steigenden Nahrungsmittel- und Energiepreise belasten diese Länder besonders stark (vgl. den Link: https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/afrika-ukraine-101.html). Globale Investoren, auch Direktinvestoren, werden angesichts der gewachsenen ökonomischen Unsicherheiten noch vorsichtiger agieren; auch dies wird Afrika und die Entwicklungsländer besonders betreffen. Dazu kommt noch die erwartbare bzw. schon vollzogene Verschiebung der Finanzströme von IWF, Weltbank und anderen internationalen Organisationen hin zur Ukraine und zu betroffenen Nachbarländern und weg von Afrika und den Entwicklungsländern (vgl. die Links zu diesen Veränderungen bei den Finanzströmen: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/iwf-weltbank-ukraine-hilfe-101.html, und: https://www.imf.org/en/News/Articles/2022/03/17/pr2280-joint-statement-heads-ifis-programs-ukraine-neighboring-countries). Nicht übersehen werden dürfen die Folgen des Krieges für die Bekämpfung der Klimakrise und der COVID 19-Krise. Auch mit diesem Krieg geht eine Flüchtlingswelle einher, die bei 4 - 10 Millionen Flüchtlingen die Infrastruktur in den Aufnahmeländern übermäßig belasten wird. Die direkten Folgen des Krieges für Russland und die Ukraine und die Maßnahmen der OECD-Länder, um vom Gas, vom Öl und von der Kohle Russlands schnell unabhängiger zu werden, beeinträchtigen zudem eine planvolle globale Energiewende und verhindern eine schnelle Bekämpfung der globalen Klimakrise. Es wird Jahre dauern, bis diese Effekte kompensiert werden können.

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30.04.2022
50 Jahre Fachbereich Wirtschaftswissenschaft an der Universität Bremen (1971 – 2021): Ein großer Erfolg wurde im Jubiläumsjahr 2021 gefeiert

Die Universität Bremen - Standort


Quelle: Universität Bremen

Das Festprogramm – 50 Jahre Universität Bremen
Zugang: https://mobile.twitter.com/unibremen50

Quelle: Universität Bremen

Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft feiert ein Jubiläum - 50 Jahre Aufbau, Ausbau, Konsolidierung, und Weiteerentwicklung. Der Fachbereich hat eine eindrucksvolle und sehr informative Broschüre erstellt, die sich mit den Jahren der Gründung (1971 - 1975), des Aufbaus (1976 - 1990), des Ausbaus (1991 – 2000), der Konsolidierung (2001-2010), und des Wandels (2011-2020) befasst und auch eine Perspektive für die Zukunft angibt (2021-). Die Zusammenschau dieser Perioden ist über den nachfolgenden Link zugänglich: https://blogs.uni-bremen.de/50jahrewiwi/. Es finden sich in dieser Festschrift des Fachbereichs wichtige Informationen über Personen, Prinzipien, Programme, Studienbedingungen, Inhalte, Strukturen, Organisationsprinzipen, und auch persönliche Stellungnahmen von Kolleginnen und Kollegen.

Die Festschrift des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft – 50 Jahre (1971 - 2021)

Quelle: Fachbereich Wirtschaftswissenschaft

Auch der Wirtschaftsprofessor Karl Wohlmuth hat sich an den Arbeiten für die Festschrift beteiligt (vgl. seine Stellungnahme: https://blogs.uni-bremen.de/50jahrewiwi/aufbau/). Professor Wohlmuth war von Anfang an in Bremen dabei (seit 9/1971). Er gehörte zu der ersten Gruppe von Professoren, die direkt vom Gesamtsenat der Freien Hansestadt Bremen berufen wurden. Neben Lehre und Forschung arbeitete der Professor in zahlreichen gesamtuniversitären Gremien der Selbstverwaltung mit (Forschungskommission, Promotionsausschuss, Forschungsunterkommission Kooperationsbereich Arbeiterkammer-Universität Bremen). Er war auch langjähriger Beauftragter der Universität Bremen im Inter-University Centre (IUC) Dubrovnik, Jugoslawien, und war gewähltes Mitglied von Berufungskommissionen verschiedener Fachbereiche.

In Bezug auf den Fachbereich Wirtschaftswissenschaft war Karl Wohlmuth Vorsitzender der Fachsektion Wirtschaftswissenschaft, stellvertretender Sprecher des Fachbereichs, Mitglied in Studienbereichs- und Fachbereichsräten, Mitglied in der Studiengangs-Kommission, Beauftragter für internationale Beziehungen, und Mitglied in zahlreichen Berufungskommissionen des Fachbereichs. Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft war Karl Wohlmuth maßgeblich am Aufbau des Integrierten Eingangsstudiums (Kurse A, B, C) beteiligt, wie auch bei der Ausgestaltung der Curricula für die wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge. Zahlreiche weltwirtschaftliche, wirtschaftssystemvergleichende und entwicklungspolitische Lehrprojekte wurden von ihm geleitet. Federführend war er beim Aufbau der „Wissenschaftlichen Einheit Weltwirtschaft“ und beim Aufbau des IWIM (Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management) beteiligt. Auch den Studiengang MIER (Master International Economic Relations) durfte er mitgestalten. An mehreren Dritte-Welt-Studiengängen der Universität Bremen (SEPT, DENGO, Aufbaustudium Dritte Welt) beteiligte er sich mit großem Engagement; so konnte er die Verbindung des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft mit diesen universitären Studiengängen gezielt fördern.

Der Wirtschaftsprofessor Karl Wohlmuth hat große  Teile seines wissenschaftlichen Nachlasses an das Universitätsarchiv der Universität Bremen abgegeben. Seine Erinnerungen sind als Audio-Datei zu hören und können als schriftliches Dokument nachgelesen werden. Der Professor ist nach wie vor in der Forschung tätig und in der Universität noch regelmäßig anwesend. Nach wie vor gibt der Professor das African Development Perspectives Yearbook heraus, das er seit 1989 federführend betreut. Diese Open Access-Publikation wurde im Jahr 2019 anlässlich des 30-jährigen Jubiläums mit einer Festschrift gefeiert (Link: https://media.suub.uni-bremen.de/handle/elib/4652?locale=de). Auch andere Publikationsreihen des IWIM (zur Sudanforschung, zur Globalisierung in der Weltwirtschaft, und die Berichte aus dem Weltwirtschaftlichen Colloquium der Universität Bremen) werden von ihm noch weiter maßgeblich betreut.

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06.03.2022
Die Kooperation des IWIM mit ukrainischen Universitäten – Hoffnung auf die Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit nach dem Angriffskrieg von Putin

Die Ukraine gewinnt im Rahmen der Osteuropa-Forschung des IWIM immer mehr an Bedeutung

Die Kooperation des IWIM mit ukrainischen Wissenschaftlern begann mit einem von der EU geförderten Inco-Copernicus Projekt im Jahr 1998. Neben der Universität Luhansk waren mit der Universität Woronesch u. a. auch russische Wissenschaftler beteiligt (siehe: Final Report „Modernization of Enterprises: Factors, Strategies and Trends“, herausgegeben von der Universität Makedonien, Thessaloniki, Griechenland 2001). Die Kooperation wurde vom IWIM durch vom DAAD geförderte wechselseitige Auslandsaufenthalte für Wissenschaftler und Studenten fortgesetzt. Unabhängig davon konnten im Jahr 2002 dreizehn Praktika für Studenten des Abschlusssemesters aus Luhansk in Bremen vermittelt werden, ein Projekt, das mit längeren Praktika in Folgejahren weitergeführt wurde.

Kooperation des IWIM mit der Universität Luhansk

Durch Forschungen des IWIM zum Transformationsprozess in Osteuropa und zur Reformpolitik in der Ukraine kam es zur Kooperation mit der Nationalen Ökonomischen Universität Kiew. Auf der Jahreswirtschaftstagung des IWIM 2001 sprachen u. a. Wissenschaftler aus Russland, Weißrussland und der Ukraine (Siehe zum Abschlussbericht: A. Sell/T. Schauf, Hrsg., Bilanz und Perspektiven der Transformation in Osteuropa, LIT-Verlag 2003). Speziell auf die Ukraine gerichtet konnte im Jahr 2015 in Bremen ein Workshop über „Wirtschaftliche Perspektiven der Ukraine nach dem Assoziierungsabkommen mit der EU“ durchgeführt werden. Wichtige Aspekte der Reformpolitik des Landes wurden bei dem Workshop diskutiert; noch existierende Handlungsbedarfe für die Wirtschaftspolitik der Ukraine wurden thematisiert. Die Professoren des IWIM (Professor Axel Sell und Professor Karl Wohlmuth) publizieren auch in international angesehenen wirtschaftswissenschaftlichen Zeitschriften der Ukraine (wie dem Journal Of European Economy, herausgegeben von der Ternopil National Economic University, Ternopil, Ukraine) über weltwirtschaftliche, transformationspolitische und entwicklungspolitische Fragen. Daneben gab und gibt es an der Universität Bremen in mehreren Fachbereichen weitere Kooperationen mit ukrainischen Universitäten.


Kooperation des IWIM mit der Nationalen Ökonomischen Universität Kiew (vorne im Bild eine Kollegin von der Universität in Kiew und ein Kollege des IWIM)

 

Die unterschiedlichen Modernisierungskonzeptionen in der Ukraine und in Russland stehen im Mittelpunkt der Osteuropa-Forschung des IWIM

Immer stärker wurden im Rahmen der Osteuropa-Forschung des IWIM sich ausdifferenzierende Entwicklungswege und Transformationsstrategien erkennbar, insbesondere zwischen Russland und der Ukraine. Während die Ukraine immer stärker eine marktwirtschaftliche Ordnungspolitik im Rahmen der EU-Assoziation durchsetzen wollte, wurde eine neue Industriepolitik in Russland zum Eckpfeiler der Wirtschaftspolitik. Neue Grundlagen für die Implementierung einer strategischen Wirtschaftspolitik Russlands wurden ab dem Jahr 2000 mit Gesetzesänderungen zum Bodenrecht, zum Bürgerlichen Recht und zum Recht im Bereich der natürlichen Ressourcen geschaffen. Das Thema der „strategischen Sektoren“ wurde von Putin nach der Wiederwahl für die zweite Amtsperiode des Präsidenten im Frühjahr 2004 in die Öffentlichkeit gerückt.  Herausgehoben wurde in den Medien die Notwendigkeit staatlicher Kontrolle über die natürlichen Ressourcen. In der Ansprache an den Rat der Russischen Föderation stellte er im Jahr 2005 fest, dass es Zeit sei, klar jene ökonomischen Sektoren zu bestimmen und zu benennen, in denen die Stärkung der Unabhängigkeit und der Sicherheit Russlands eine vorherrschende Kontrolle durch nationales privates und staatliches Kapital erforderlich mache. Im Jahr 2008 unterzeichnete er als Präsident das Gesetz über die strategischen Sektoren. Neben den schon bestehenden Beschränkungen für ausländische Investoren im Banken- und Versicherungssektor wurden 42 Sektoren definiert, in denen ausländische Investitionen nur mit behördlicher Zustimmung getätigt werden dürfen. Zu den beschränkten Bereichen gehören auch Druck und Publikationen, Fernsehen und Radio.

Analysen aus dieser Zeit weisen darauf hin, dass wesentliche Vermögenswerte der Medien schon früh vom Staat und von Lobbyisten übernommen worden sind. In vielen anderen als strategisch eingestuften Sektoren spielen seither Kreml-loyale Oligarchen eine bedeutende Rolle. Auf der 2008 vom IWIM in Moskau mitgestalteten Konferenz „Government Relations. Interaktionen zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft“ wurde die Bedeutung russischer Auslandsinvestitionen durch Gazprom und Rosneft entlang der Lieferkette von Öl und Gas kontrovers diskutiert (Siehe den Konferenzbericht: A. Sell/A. Krylov, Government Relations. Interaktionen zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, Verlag Peter Lang 2009). Russische Diskutanten empfanden es als russlandfeindlich, wenn russischen Unternehmen Erwerb und Erweiterung von Beteiligungen erschwert würde. Aus Sicht von Abnehmern sahen andere Konferenzteilnehmer keinen Grund, die eigene Position in der Wertschöpfungskette ohne Not aufzuweichen. Wie bedeutsam die Angelegenheit für einige Akteure war, wird durch den späteren Asset-Tausch von BASF und Gazprom 2015 deutlich. Beteiligungen am Erdgashandel und an der Erdgasspeicherung wurden von Wintershall, eine Gruppengesellschaft von BASF, an den bisherigen Partner Gazprom übertragen. Entschädigt wurde Wintershall durch Anteile an Förderfeldern in Sibirien. All diese Entwicklungen führen dann direkt zu Nord Stream und zur Gasversorgung als geopolitisches Instrument. Die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine wurden zunehmend von der politischen Lage in der Ukraine und von der Gasversorgung für Deutschland und Europa bestimmt.

 

Der 24. Februar 2022 – der Überfall auf die Ukraine beginnt mit Raketenangriffen

Innerhalb von wenigen Tagen eskalierte der über Monate vorbereitete Angriffskrieg Russlands: Bombenhagel auf immer mehr Städte in der Ukraine – viele Zivilisten sterben; Europa und die ganze Welt werden durch den Angriff Russlands auf das größte Atomkraftwerk in Europa (Saporischschja) gefährdet; die Zerstörung der Infrastruktur der Ukraine beeinträchtigt immer mehr die Versorgungslage der Einwohner; Krankenhäuser, Wohngebiete und Schulen werden bombardiert; die Einkreisung der Millionenstadt Kiew durch das russische Militär erinnert an die Geschehnisse in Leningrad und Stalingrad während des Angriffskrieges der deutschen Wehrmacht in der Zeit des Nationalsozialismus; die Flüchtlingszahlen aus der Ukraine steigen bis zum 3. März 2022 dramatisch an auf 1,25 Millionen Menschen (vor allem Frauen, Kinder und Alte); es wird laut IOM (Internationale Organisation für Migration) und CNN mit bis zu 10 Millionen Flüchtlingen aus der Ukraine gerechnet; die Industrie und die Landwirtschaft der Ukraine werden systematisch zerstört, mit gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft und für Afrika; die steigenden Weizenpreise können zu einer Hungersnot in weiten Teilen Afrikas führen. Aber: Eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft entfaltet sich in ganz Europa. Die EU wird als politische, soziale und humanitäre Gemeinschaft zunehmend handlungsfähig. Das Argument der osteuropäischen EU-Mitgliedsländer, sie seien durch Putin trotz der NATO-Mitgliedschaft schon längst gefährdet, wird nun sehr ernst genommen.

 

Zerstörungen und Kriegsverbrechen in der Ukraine – Agenda des Wiederaufbaus und der Wiedergutmachung

Mit Präzisionswaffen werden Dörfer, Städte, kritische Infrastruktur, Zivilisten angegriffen. Neben den materiellen Schäden werden tausende Todesopfer und eine Vielzahl von traumatisierten Personen zu beklagen sein. Viele ukrainische Mütter werden ihre Kinder allein erziehen müssen, weil ihre Männer im Verteidigungskampf gefallen sind. Der Wiederaufbau des Landes - unter welchen politischen Vorzeichen auch immer - wird hunderte Milliarden Euro kosten. Russland wird sich an einem Wiederaufbaufonds für die Ukraine so oder so beteiligen müssen. Eine international verwaltete „Abgabe auf die Öl- und Gaseinnahmen Russlands“ wird schon jetzt diskutiert (in Anlehnung an das Programm für die finanziellen Sanktionen gegenüber dem Irak nach der Kuwait-Invasion („Reparationszahlungen“). Auch die Ressourcen der Oligarchen und anderer Kriegsverursacher und Kriegstreiber werden herangezogen werden müssen, um die verwüstete Ukraine wieder aufzubauen.

 

Wichtige Resolutionen und Kommentare zum Angriff auf die Ukraine

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen und die Afrikanische Union verabschieden Resolutionen und Appelle, um dem Angriffskrieg auf die Ukraine Einhalt zu gebieten:

“General Assembly resolution demands end to Russian offensive in Ukraine” (2 March 2022): Link: https://www.undocs.org/en/A/ES-11/L.1

Comments on the Resolution:

Link: https://news.un.org/en/story/2022/03/1113152

 

“Statement from Chair of the African Union, H. E. President Macky Sall and Chairperson of the AU Commission H. E. Moussa Faki Mahamat, on the situation in Ukraine”

Link: https://au.int/en/pressreleases/20220224/african-union-statement-situation-ukraine

Comments on the Statement:

Link: https://blogs.die-gdi.de/2022/03/04/un-general-assembly-voting-on-ukraine-what-does-it-tell-us-about-african-states-relations-with-external-partners/

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„Putin hat die Ukraine für immer verloren“

Link: https://www.n-tv.de/politik/Putin-hat-die-Ukraine-fuer-immer-verloren-article23174318.html

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Der Angriff mit russischen Raketen auf das Atomkraftwerk Saporischschja, Ukraine

CNN, March 5, 2022: “Ukrainian nuclear power plant attack condemned as Russian troops 'occupy' facility”

Link: https://edition.cnn.com/2022/03/03/europe/zaporizhzhia-nuclear-power-plant-fire-ukraine-intl-hnk/index.html

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Der UN-Menschenrechtsrat untersucht die Kriegsverbrechen in der Ukraine:

“Human Rights Council establishes an Independent International Commission of Inquiry to investigate all alleged violations of human rights in the context of the Russian Federation’s aggression against Ukraine”

Link: https://www.ohchr.org/EN/HRBodies/HRC/Pages/NewsDetail.aspx?NewsID=28203&LangID=E

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Präsident Selenskyj: "Lernt die Wörter Reparationen und Kontributionen"

Link: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-03/ukraine-invasion-reparationsforderung-russland-verhandlung-kriegsschaeden

 Menschen an einer zerstörten Brücke in der ukrainischen Stadt Irpin © Anastasia Vlasova/​Getty Images

Quelle: ZEIT ONLINE, 3. März 2022, 14:29 Uhr

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26.08.2021
Ein neuer Wissenschaftsblog von Karl Wohlmuth: „Globale Technologieentwicklung und Afrikas digitale und technologische Aufholprozesse“

Zugang zum Blog Weltneuvermessung (Internetversion): https://weltneuvermessung.wordpress.com/2021/06/08/globale-technologieentwicklung-und-afrikas-digitale-und-technologische-aufholprozesse/, und zur PDF: https://weltneuvermessung.files.wordpress.com/2021/06/weltneuvermessung-wohlmuth-globale-technologieentwicklung-und-afrika-5-2021.pdf

Kurztext zum Blog: „Afrika steht weltweit noch am Anfang der Vierten Industriellen Revolution, in der die digital gesteuerte Produktion mit Künstlicher Intelligenz verbunden wird. Gleichwohl besteht gerade heute für einige afrikanische Länder die historische Chance, im Rahmen eines „leapfrogging“ die technologische Kluft gegenüber den etablierten Industrieländern zu überspringen und mit lokalen Technologien den Entwicklungsrückstand des Kontinents zu verringern. Welche Länder hierbei die besten Aussichten haben und welche Anforderungen sich an den internationalen Technologietransfer jenseits der Entwicklungszusammenarbeit stellen, untersucht der Beitrag von Prof. Dr. Karl Wohlmuth von der Universität Bremen.“

Der Blog des Bremer Afrikaexperten Karl Wohlmuth mit dem Titel „Globale Technologieentwicklung und Afrikas digitale und technologische Aufholprozesse“ geht von den globalen Technologietrends aus, die sich für die nächsten Jahre abzeichnen. Insbesondere die Verknüpfung von technologischer und digitaler Entwicklung wird diskutiert. In einem weiteren Schritt wird darauf eingegangen, wie Afrika pro-aktiv reagieren kann. Die Entwicklung zur „Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone“ ist wohl von entscheidender Bedeutung, um die technologischen und digitalen Nachhol- und Aufholprozesse zu stützen. Bereits jetzt zeigen sich Anwendungsfelder für Technologien der Vierten Industriellen Revolution (4IR-Technologien) in mehreren afrikanischen Ländern. Neue Instrumente zur Messung der Veränderungen, wie der African Leapfrog Index (ALI), zeigen, dass die digitale Transformation in Afrika zügig voranschreitet, und auch die Fähigkeit zunimmt, globale Technologien kostengünstig zu absorbieren, obwohl diese Prozesse ungleichzeitig und ungleichmäßig erfolgen. In einem Ausblick wird von Professor Karl Wohlmuth auf die Chancen und auf die Herausforderungen für Afrika eingegangen.

In einer neuen Studie geht der Bremer Afrikaexperte ausführlich auf die Rolle afrikanischer Unternehmen und afrikanischer Startups bei den technologischen und digitalen Aufholprozessen ein (vgl. die Studie „Globale Technologieentwicklung und Afrikas digitale und technologische Aufholprozesse – Wie agieren die Unternehmen?“, veröffentlicht in Berichte aus dem Weltwirtschaftlichen Colloquium der Universität Bremen, Nr. 129, August 2021, 61 Seiten; Zugang: http://www.iwim.uni-bremen.de/blaue_reihe/, und: https://www.karl-wohlmuth.de/blaue_reihe/). Eine umfassende Abhandlung zum Thema der digitalen Transformation in Afrika ist in Vorbereitung als Band 23 (2022) des African Development Perspectives Yearbook mit dem Titel: “Business Opportunities, Start-ups and Digital Transformation in Africa” (Info und Zugang: http://www.iwim.uni-bremen.de/index.php?content=345&lng=de, und: https://www.karl-wohlmuth.de/african_development_perspectives_yearbook/).

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01.02.2021
Globalization, Populism and Extremism: The January 6, 2021 mob attack on the US Congress and Adolf Hitler’s failed 1923 Munich Beer Hall putsch

In his statement “Sliding Doors: The Day US Democracy Almost Died” (see the blog on the homepage of Thomas Palley, Co-editor, Review of Keynesian Economics: https://thomaspalley.com/?p=1902) we find the following words:

“Sunday January 10, 2021. It is now four days since the January 6 mob attack on the US Congress which President Donald Trump incited. In a manner akin to a combat situation, the numbness induced by the overwhelming nature of the event is giving way to shock and anger. What is also becoming clear is just how close US democracy came to dying.
The film Sliding Doors begins with two different scenarios in which the course of the main protagonist’s life depends on whether or not she catches the subway by seconds. The events of January 6 have a Sliding Doors quality to them.
It now seems the attack has backfired for Trump and turned into a political fiasco. That fiasco resonates with Adolf Hitler’s failed 1923 Munich Beer Hall putsch (German for coup) – though lest we get carried away, let us not forget Hitler returned and took power ten years later, and we all know what followed.
Hitler’s failed Munich putsch is one scenario. The other scenario is the Bolshevik Party’s sudden seizure of power in St. Petersburg, Russia in October 1917. That coup succeeded and launched a totalitarian dictatorship that was to last almost seventy-five years.
It is easy to imagine a scenario in which Trump’s mob had been better organized and more ruthless, and in which they had seized Congress and summarily executed Democratic Senators and House members – along with Senator Mitt Romney, who has been heroic in his opposition to Trump. That would have left a rump majority of willing accomplice Republicans, plus a smaller group of Vichyssoise Republicans who meekly towed the line.
In that imagined scenario, Trump would have been able to declare a state of emergency which would have been supported by the military, under orders from his Secretary of Defence henchman. The rump Republican Party would likely have rubber stamped everything. In one swoop, US democracy would have been felled, in a manner similar to the Bolshevik takeover of Russia.”

 
Source: The Guardian, https://www.theguardian.com/us-news/2021/jan/06/trump-capitol-american-carnage-washington; Story: American carnage: how Trump's mob ran riot in the Capitol

In his E-Mail to colleagues Thomas Palley writes: “I have posted (see the PDF: Palley-Globalization, January 2021) a new research paper titled ‘National Policy Space: Reframing the Political Economy of Globalization and its Implications for National Sovereignty and Democracy’. The terrible political events of the last few months make it even more urgent that we unpack the political economy of the last forty years and its corrosive effects. I hope the paper can contribute to unpacking globalization’s contribution to the toxic brew.”

The paper is important as it shows that there are different alternatives to organize globalization to the benefit of the world economy, to the benefit of all geo-political regions, and to the benefit of the people, and that some alternatives are associated with the chance to preserve national sovereignty and democracy. When four  economists published nearly 20 years ago an essay on the issue “How much globalization does the world bear?”, the collaborating economists had something like a political economy view in mind, although quite different theoretical views were prevalent in the group. A short summary in English of the study „Wie viel Globalisierung verträgt die Welt?“  is found below, an article written by Hans-Werner Sinn, Michael Rauscher, Rainer Bartel, and Karl Wohlmuth (Link to the article which is available for a download at: https://www.ifo.de/publikationen/2002/zeitschrift-einzelheft/ifo-schnelldienst-242002). The Abstract reads as follows:

“The term globalization has dominated the public debate for years. For some the opening of markets has not gone far enough, for others globalization has led to further inequalities between economies and has enlarged the distance between industrial and developing countries. Prof. Hans-Werner Sinn discusses the economic forces that have been released in the globalization process. In the opinion of Prof. Michael Rauscher, Rostock University, globalization will undoubtedly continue to progress, but it does not only need international co-ordination. On the contrary, in a globalized world there are good arguments for the subsidiarity principle: Problems should be dealt with and solved at the lowest possible level. Many problems that arise in connection with globalization can be managed at the national level. Also for Prof. Karl Wohlmuth, Bremen University, the structure of globalization is the determining issue. What is important for him is "the extent to which there is a willingness to adapt national and international framework conditions to the speed of globalization". For Prof. Rainer Bartel, Linz University, globalization must be "efficient" and "sustainable" but "scientists and politicians are still not ready for this". We now know that such analyses and recommendations remained confined to the academic circles; a real political shaping/reviewing/controlling/transforming of the globalization process was not done, neither at the national level, nor at the global level.

The Globalization Pentagon: Globalization traps, globalization trilemma, globalization dimensions (drivers), globalization phases, and globalization speed
Too many economists, political scientists and sociologists who were working on globalization issues followed the mainstream view that “the more globalization is enforced, the better the results for all will be”, assuming that the welfare effects will trickle down to all nations and to all people, But, neither the poverty of people, nor the poverty of regions were eliminated (SDG 1: No Poverty), and neither the lower middle class, nor the upper middle class have enjoyed stable jobs, social security, and sustainable income increases (SDG 8: Decent Work and Economic Growth). Increasing inequality within countries and between countries occurred and became a growing burden (SDG 10: Reduced Inequalities). We speak now not only about a “middle-income trap” but also about a “high-income trap”. And all this has a lot to do with the globalization process as it unfolds. It is necessary to study these globalization traps and to work hard along the lines of identifying the causes of the two traps as these are associated with a severe globalization fatigue. The globalization trilemma is a second area for studying globalization as the tensions between globalization, the nation state, and the democracy are prevalent. Also, third, it is necessary to work more on the globalization dimensions/drivers (global trade of goods and services, global technology flows, global value chains, global financial flows, and global labour flows). Fourth, the globalization phases have to become more deeply researched, as the turn from globalization 3.0 (with computers, automation, and robots) to globalization 4.0 (with digitalization, industry 4.0, and artificial intelligence) will impact heavily on the stability of jobs and the changes of income distribution. Lastly, a fifth factor of research interest is the globalization speed, observed by the rapid growth of scientific and technological developments in conjunction with digitalization; this process will change the outlook for globalization quite rapidly. In order to control populism and extremism in conjunction with globalization processes, such researches along this pentagon are urgent. Professor Karl Wohlmuth researches since many years on this globalization pentagon, on these interconnected five elements of globalization. But, policy action on the basis of the globalization pentagon is most urgent to avoid populism and extremism.

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25.05.2020
New economic policies are proposed for Tunisia - There is a need for a more coherent development strategy

Professor Karl Wohlmuth has recently published various studies on economic reform policies for Tunisia. Such reforms are overdue in a country which has initiated the Arab Spring events in 2011 and since enjoys substantial international support and goodwill from so many developed countries. A summary article is published to give an overview of the key findings of these studies (see the PDF with the synopsis). The analyses are related to vital branches of economic policy, especially on deindustrialization, reindustrialization and employment policies in Tunisia, and also on innovation, regional development and health sector policies for Tunisia.

Most recent is the new volume of the African Development Perspectives Yearbook 2019 with four studies on Tunisia; the volume was published in early 2020 by the LIT Verlag. Two studies (on innovation and on health sector policies) were done by research groups in Tunisia, the third study on regional development and cluster policies was contributed by an independent researcher on Tunisia, and the fourth study with a focus on development strategies was prepared by two editors of this volume of the Yearbook (see the cover of the Yearbook volume 2019 below). Although Tunisia has quite interesting and sophisticated approaches towards sector policies, the authors found out that there is a need to update the policies and strategies and to synchronize these policies so that the overall development framework becomes more sustainable in Tunisia.

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12.02.2018
Blog: Der Verfall demokratischer Parteien und der Aufstieg populistischer Strömungen in der Eurozone. Ein Fallbeispiel
Der Bremer Wirtschaftsprofessor Karl Wohlmuth geht in seinem Blog auf den Verfall der SPD und auf die Lage der Sozialdemokratie in Europa ein. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) verliert an Zustimmung, obwohl die soziale Lage der prekären Einkommensbezieher sich nicht verbessert, ja teilweise sogar verschlechtert. Nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland, auch in anderen Ländern der Eurozone, verlieren sozialdemokratische Parteien schnell und stark an Gewicht, obwohl die Lage der Haushalte in den prekären Sektoren sich eher verschlechtert, ein Verfall der Position der Mittelklassen erkennbar wird, und die Rentierklassen (der reichsten 1% der Haushalte) große Einkommensgewinne erzielen. Vgl. den Blog von Karl Wohlmuth: Die Zukunft der SPD. Der Blog profitierte stark von den Debatten über die Dualökonomie in den OECD-Ländern bei der Edinburgh-Konferenz des Institute for New Economic Thinking (INET) im Oktober 2017. Das Institut wurde im Oktober 2009 in New York gegründet, um nach der Finanzkrise neue Denkansätze in der Volkswirtschaftslehre zu verankern.
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06.07.2016
Wissenschaftsblog: Die strategische Rolle der Universitäten in Tunesien
Professor Karl Wohlmuth hat einen Wissenschaftsblog zum Thema „Die strategische Rolle der Universitäten in Tunesien“ verfasst. Der Professor geht auf die Rolle der Universitäten in Tunesien bei der Wirtschaftsreform und der Reindustrialisierung ein. Obwohl die Universitäten selbst unter erheblichem Reformdruck stehen, wird dennoch ein Beitrag dieser Institutionen zur Dynamisierung der tunesischen Wirtschaftsstruktur erwartet. Vgl. zu dem Blog: Wohlmuth, Karl, 2016, Die strategische Rolle der Universitäten in Tunesien, Impulse - Der Wissenschaftsblog, Universität Bremen, Webaccess: blogbeitrag__tunesien___wohlmuth_2_2018c.pdf
 

IMPULSE – Der Wissenschaftsblog
Der Wissenschaftsblog der Universität Bremen ist mit der erste seiner Art: Ein Blog, auf dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fachübergreifend und aus ihrer Perspektive über ihre Forschung berichten.
IMPULSE – Der Wissenschaftsblog stellt wissenschaftliche Erkenntnisse und Zusammenhänge für die Öffentlichkeit verständlich dar. Interessierte Bürgerinnen und Bürger haben durch die Kommentarfunktion die Möglichkeit, direkt Kontakt zum Autor aufzunehmen und darüber möglicherweise sogar neue Fragestellungen und damit Impulse an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu geben.
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02.04.2016
Wissenschaftsblog: Der OTB und seine Folgen für die Bremer Industriepolitik (3/2016)
Professor Dr. Karl Wohlmuth hat einen Blog über das OTB-Projekt geschrieben. Der Professor äußert die Sorge, dass Bremen durch das Projekt seinen finanziellen Handlungsspielraum für eine moderne  Industriepolitik verliert. Gerade Bremerhaven könnte ein Verlierer sein, wenn Wirtschafts- und Innovationsförderungsmittel des Landes und der Stadt gekürzt werden müssen, um den OTB zu finanzieren. Bremerhaven sollte daher vor allem jene industriellen Kompetenzfelder fördern, in denen in der Zukunft absehbar Arbeitsplätze geschaffen können (vgl. dazu: Karl Wohlmuth, Geht es um einen Hafen oder  um die industrielle Zukunft von Bremerhaven?, PDF: Wohlmuth – Geht es um einen Hafen oder..?).
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26.03.2016
Interdisziplinäre Fachtagung „Strukturentwicklung im Südsudan“ an der Universität Erfurt

An der Universität Erfurt fand im Januar 2016 die Fachtagung „Strukturentwicklung im Südsudan“ statt. Experten analysierten aus interdisziplinärer Sicht die akuten Probleme des Landes und Auswege aus der Krise, die durch einen eskalierenden Bürgerkrieg und eine weitere Verarmung der Bevölkerung gekennzeichnet ist. Die kriegerischen Auseinandersetzungen im Südsudan nehmen trotz beachtlicher internationaler und regionaler Vermittlungsbemühungen (von IGAD und AU) weiter zu. Auch Regionen im Südsudan, die bisher als weitgehend friedlich angesehen wurden, werden von den Auseinandersetzungen zunehmend erfasst (so im Westen und im Süden des Landes). Es ist daher sehr verdienstvoll, wenn Afrika-Initiativen an der Universität Erfurt diese Konferenz dazu nutzten, ein in der Presse fast vergessenes Thema aufzugreifen und zur Diskussion zu stellen. Bei der Tagung ging es daher auch um die Probleme, Hindernisse, Perspektiven und Möglichkeiten eines Wiederaufbaus im Südsudan. Es ist dabei insbesondere von Bedeutung, zu analysieren, welche Akteure im Südsudan an einem Wiederaufbau interessiert sind und wie ein solcher Neubeginn strategisch und operational bewältigt werden kann. Entgegen dem Wortlaut des IGAD-Friedensabkommens zwischen der Regierung des Südsudan und der südsudanesischen Rebellenbewegung hat die Regierung einseitig die Zahl der Bundesstaaten von zehn (10) auf achtundzwanzig (28) erhöht und auch schon die Ämter der Gouverneure besetzt. Diese „Divide et Impera“-Politik der Regierung führt zu neuen Verzögerungen bei der Etablierung einer tragfähigen Friedensordnung.


Die bisherige Aufteilung des Südsudan in zehn Bundesstaaten (gemäß Verfassung des Südsudan und IGAD-Abkommen)




Die neue und einseitige Aufteilung des Südsudan in achtundzwanzig Bundesstaaten (ohne Einverständnis der IGAD und ohne Zustimmung der Rebellenbewegung)


Die Fachtagung thematisierte die Strukturentwicklungen im Südsudan seit der Unabhängigkeit des Jahres 2011
(vgl. 2016 A4-Leporello). Im Rückblick zeigt sich, dass die großen Hoffnungen des südsudanesischen Volkes nicht erfüllt wurden. Die Experten bei der Tagung waren sich einig, dass vor allem die Stärkung des Sicherheitsapparates die prägende Strukturentwicklung dieser fünf Jahre war, nicht aber der ökonomische und soziale Aufbau des Landes. Zielsetzung der Veranstaltung war es nach den Intentionen der Veranstalter, eine Bilanz der ersten Jahre der Strukturentwicklungen im Südsudan zu ziehen und einen Ausblick auf Entwicklungsperspektiven zu geben. Die Möglichkeiten und Grenzen der Entwicklungszusammenarbeit mit dem Südsudan sollten dabei mit Wissenschaftlern, Experten von NGOs, politischen Vertretern und der Botschafterin des Südsudans kritisch diskutiert werden. Die Veranstaltung ist Ergebnis einer Kooperation der Hochschulgruppe SOS-Darfur mit der Universität Erfurt und der Stadt Erfurt, der evangelischen Landeskirche, dem Studierendenrat, der Stiftung Nord-Süd-Brücken sowie der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung.

Der Sudanexperte und Entwicklungsökonom Professor Karl Wohlmuth referierte über die ökonomischen Entwicklungen im Südsudan seit 2011 und zeigte auf, was getan werden müsste (im Sinne von strukturverändernden Strategien) und was aktuell angesichts der derzeitigen politischen Lage getan werden kann (wenn auch nur lokal und mit angepassten Ansätzen der Entwicklungszusammenarbeit). Vgl. dazu die Präsentation (PDF: Wohlmuth-Südsudan-Erfurt) und die Synopse (PDF: Wohlmuth-Abstract-Erfurt) zum Vortrag von Professor Wohlmuth. Der Vortrag zeigt auf, dass die großen ökonomischen Chancen und Potentiale des Südsudan seit 2011 nicht genutzt wurden, dass aber dringend Wege gefunden werden müssen, um die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu realisieren, etwa durch lokale Ernährungs- und Beschäftigungsprogramme. Diesbezüglich werden auch konkrete Beispiele aus der Entwicklungszusammenarbeit betrachtet; diese zeigen, dass auf lokaler Ebene durchaus Handlungsmöglichkeiten bestehen.

Vgl. die folgenden Links mit Berichten zu der Tagung (Universität Erfurt, politische Stiftungen und Förderer, Tageszeitungen, etc.) :

https://www.uni-erfurt.de/uni/news/2016/interdisziplinaere-fachtagung-zur-strukturentwicklung-im-suedsudan/

https://www.uni-erfurt.de/fileadmin/public-docs/Hochschulkommunikation/Presse/Veranstaltungen/PDFs/SOS_Darfur_Leporello_web.pdf

http://erfurt.tlz.de/web/lokal/politik/detail/-/specific/Suedsudan-im-Fokus-Erfurter-Studenten-organisieren-Fachtagung-1014828744

https://de.qantara.de/content/tagung-konferenz-strukturentwicklung-im-sudsudan-erfolge-und-schwierigkeiten-der

https://calendar.boell.de/de/event/strukturentwicklung-im-suedsudan-eine-interdisziplinaere-fachtagung



An der Universität Erfurt hat Professor Karl Wohlmuth bereits an drei Sudan/Südsudan-Tagungen mitgewirkt (Vorträge gehalten bzw. auch schriftliche Beiträge zu Tagungen erarbeitet). Vgl. dazu die Einträge in: http://www.iwim.uni-bremen.de/africa/Sudanforschung.htm und
https://www.karl-wohlmuth.de/wirtschaftsreformen_sudan_suedsudan/

Es ist vorgesehen, die Beiträge der diesjährigen Südsudan-Tagung zu veröffentlichen, da sehr wenig Information über die Entwicklungen in diesem Staat und über die Lage der Bevölkerung vorliegt.

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